DJV-Veranstaltungsreihe
Journalismus im Hinterland
Wir wollen über Journalismus diskutieren, der fernab der großen Medienmetropolen gemacht wird: in der Provinz, an der Peripherie, im Hinterland und auch in den inhaltlichen Nischen.
Und wir wollen darüber diskutieren, wie guter Journalismus dort in Zukunft aussehen kann.
Das ist der Anspruch dieser Veranstaltungsreihe, die der DJV mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union im Jahr 2022 initiiert hat.
Aktueller Rückblick: Journalismus in der Region - am Beispiel Süd- und Nordschleswig
6. März 2025/DJV/hi. 50 Millionen jährlich für Medien, und weitere 2,5 Millionen für Innovationen: Solche Summen stellt das kleine Dänemark für Journalismus zur Verfügung. Darüber berichtete Mogens Blicker Bjerregard, freier Journalist und seit langem im Dänischen Journalistenverband aktiv, auf der DJV-Netzwerktagung in Sankelmark am 4. März 2025. Eine Lösung auch für Deutschland, wo sich immer noch die Frage stellt, ob und wie Journalismus in strukturschwachen Regionen („Hinterland“) nachhaltig funktionieren kann?
Rund 40 Freie aus dem gesamten Bundesgebiet hatten sich für einen Tag im hohen Norden versammelt, um Perspektiven für die Arbeit zu gewinnen. Der Tagungsort selbst war dabei ein Signal für Aufbruch und Aktivismus, denn die Akademie Sankelmark wird vom Grenzverein betrieben, der sich für deutsch-dänische Projekte stark macht, die es ohne staatliche Hilfen schwer hätten. In vielen Vorträgen zeigte sich dann auch ein verhaltener Optimismus.
Zunächst freilich hatte die Tagung mit viel wissenschaftlicher Nüchternheit begonnen: Dr. Christian-Mathias Wellbrock von der Hamburg Media School zeigte mit seiner Studie „Wüstenradar“, wie sehr sich die Zahl der Regionen, in denen nur eine Zeitung berichtet, vergrößert hat. Er machte zugleich klar, dass die Existenz von Lokaljournalismus entscheidend dafür sei, wie sich eine Region entwickele.
Wie kann dem Journalismus aber strukturell geholfen werden? Anne Webert vom DJV-Bundesvorstand erklärte, warum sich der DJV für die Gemeinnützigkeit des Journalismus stark mache. Zwar gebe es zahlreiche Stiftungen, die Medien durchaus unterstützen könnten, doch diese können oft nur an gemeinnützige Einrichtungen zahlen.
Darf überhaupt von einem Hinterland gesprochen werden? Nadine Studnitz vom NDR-Studio Flensburg machte deutlich, dass es erst einmal gar keine Probleme gebe, die Region Flensburg sei ein wirtschaftlich und touristisch äußerst erfolgreiches Gebiet. Auch die Berichterstattung über die Region werde stark nachgefragt, was nicht zuletzt durch hohe Abrufzahlen der online gestellten Beiträge deutlich werde. Auch deswegen sei es notwendig, dass Freie crossmedial arbeiteten. Mittlerweile habe das Studio aber immer wieder das Problem, überhaupt Freie für die Umsetzung von Aufträgen zu finden.
Ein ganzer Reigen von Medienunternehmen machte dann deutlich, wie intensiv in den Medien vor Ort getüftelt wird. Simone Lange stellte ihren Wirklich-Verlag vor, die deutsch- und dänischsprachige Zeitung Flensburg Avis war durch Chefredakteur Soren Munch vertreten. Der Nordschleswiger, die Zeitung für die deutsche Minderheit in Dänemark, wurde von Chefredakteur Gwyn Nissen vorgestellt. Zwei junge Radiomacherinnen von Radio Fratz, einem freien Radio aus Flensburg, erläuterten die Arbeit ihres Senders, und die Konzeption der neugegründeten Onlineseite kulturkanal.sh wurde von der freien Journalistin Esther Geißlinger und ihrem Kollegen Gerd Warda gezeigt.
Ohne Künstliche Intelligenz geht heute in den Medien und auch in den Regionen schon (fast) nichts mehr: Deswegen stellte die NDR-Datenjournalistin Isabell Lerch die Möglichkeiten der Integration dieser Technik in redaktionelle Arbeitsabläufe vor. Ganz praktisch wurden Tipps für die Formulierung von Prompts gegeben. Wer übrigens meint, eine Journalistin könnte mal eben einfach mal einen Vortrag halten und anschließend in den Feierabend gehen, der täuscht sich. Wegen aktueller politischer Verhandlungen über das „Sondervermögen“ zur Verschuldung in Sachen Aufrüstung und Infrastruktur war die Journalistin anschließend noch spätabends allein am Computer im Vortragsraum zu erblicken – es musste noch ein Beitrag verfasst werden. KI hin oder her, am Ende muss gearbeitet werden.
Michael Hirschler, DJV-Geschäftsstelle

Mehr Journalismus in die Regionen - aber wie? Diskussion in Sankelmark. Foto: Hirschler
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